„Jede Zelle in dir schreit wenn du auf der Bühne stehst“

Alexander Wolff aus Grafenau steht auf der Bühne. Jetzt geht es um alles. Rea Garvey und das Team von Fanta 4 drücken die Buzzer, die Stühle drehen sich um: Der Einzug in die nächste Runde ist geschafft.

Von Bianca Rousek

Grafenau / Holzgerlingen. Die Augen des 19-jährigen Alexander Wolff beginnen zu strahlen, wenn er sich an die Zeit beim TV-Format „The Voice of Germany“ zurückerinnert. In der fünften Staffel der Castingshow, 2015, kam der talentierte Sänger bis in die sogenannten „Knock-Outs“, die dritte Runde. Heute Abend wird Alexander Wolff bei „It’s Showtime“ des Harmonika-Vereins Holzgerlingen auftreten und einen seiner Lieblingshits vortragen: My Way von Frank Sinatra.

„The Voice of Germany“ gilt als die anspruchsvollste Castingshow im deutschen Fernsehen. Nach einem Vorcasting werden nur die besten Sänger ausgewählt, um an den „Blind Auditions“ anzutreten. Dort sitzen fünf prominente Musiker mit dem Rücken zur Bühne gedreht, jeder hat einen Buzzer vor sich. Wird der rote Knopf gedrückt, dreht sich der Stuhl um und der Juror kann zum ersten Mal den Kandidaten sehen. Dieser ist automatisch eine Runde weiter, sobald sich jemand umdreht. Haben mehrere der Juroren gedrückt, muss das Talent sich entscheiden: Denn nur einer der Prominenten kann sein Betreuer werden. Alexander Wolff hatte die Entscheidung zwischen Michi und Smudo von den Fanta 4, die als Team antreten oder Rea Garvey. Er entschied sich für letzteren: „Meine Stimme ist seiner ein bisschen ähnlich, deshalb konnte er mir besser weiterhelfen“, erklärt der damals 18-Jährige seine Entscheidung.

Und die hat er nicht bereut. „Ich habe so viel gelernt“, sagt Alexander Wolff. Alle „Coaches“, wie die prominenten Juroren in ihrer Rolle als Betreuer genannt werden – in der vergangengen Staffel neben den oben genannten, Stefanie Kloß von Silbermond und Andreas Bourani – seien sehr nett gewesen. „Wir hatten die gleichen Umkleideräume wie die Coaches. Es konnte sogar sein, dass man mal einen auf dem Klo trifft“, lacht der junge Sänger. Gemeinsam mit den anderen Kandidaten und den Prominenten wohnte Wolff während der Drehtage in einem Hotel in Berlin. Es sei verrückt gewesen, mit so vielen Musikern in einer Unterkunft zu wohnen. „Einer macht immer Musik, es war unglaublich laut“, erinnert er sich lächelnd.

Momentan besucht Wolff die 13. Klasse der Freien Waldorfschule in Böblingen und macht 2017 sein Abitur. Die Schule abbrechen für die Gesangskarriere kam für den Sänger nicht in Frage: „Es ist verdammt schwer als Künstler erfolgreich zu sein“, meint er. „Ich will mir auf jeden Fall ein zweites Standbein aufbauen. Dann hab ich auch nicht so einen Druck im Nacken“. Die Luft des Showbusiness zu schnuppern war für den Grafenauer trotzdem eine unglaubliche Erfahrung. Während und nach seiner Teilnahme wurde er auf der Straße erkannt, gab Autogramme, machte Selfies mit seinen Fans. „Das macht einfach nur Spaß“, schwärmt er.

Vor seinem ersten Auftritt vor einem Millionenpublikum bei den „Blind Auditions“ war Wolff aber längst nicht so „cool“. „Ich habe gar nicht realisiert, was passiert ist“, meint er. Auch der erlösende Moment, wenn sich einer der Juroren umdreht, sei wie in einem Film gewesen. „Ich musste erst einmal lachen. Das war wie in einer anderen Welt“, erinnert sich der Sänger aus Grafenau. „Ich hab einfach gar nichts gecheckt.“

Von dem Konzept der Castingshow „The Voice of Germany“ ist Alexander Wolff noch immer überzeugt und verfolgt auch die aktuelle Staffel mit großem Interesse. Das Format sei – im Gegensatz zu vielen anderen Castingshows - sehr authentisch, erklärt Wolff. „Wenn ich ehrlich bin, würde ich am liebsten nächstes Jahr gleich wieder hingehen“, schmunzelt er. „Ich bereue keine Stunde, es war eine unfassbar gute Zeit.“

Auf der Bühne zu stehen ist für den Gymnasiasten so etwas wie ein Lebenselixier. Deshalb nutzt er auch jede Gelegenheit dazu. Alexander Wolff singt in der MVS Big Band Sindelfingen und ist gerade dabei, eine neue Band zu gründen. „Das wird richtig gut, wir wollen ein bisschen Jazz, aber auch Soul, Pop und vor allem voll in die Funk-Schiene“, freut er sich. Zuerst wollen er und seine neuen Bandkollegen nur Coversongs spielen, später auch eigene. Auch als Solo-Künstler ist der 19-Jährige sehr gefragt. „Seit der Show habe ich natürlich viel mehr Anfragen, mein Marktwert ist dadurch total gestiegen“, erzählt er. Auch auf Hochzeiten und Geburtstagen ist der Grafenauer ein gern gesehener Gast.

Vereinsveranstaltungen – wie „It’s Showtime“ heute Abend – ist aber eher etwas Neues für Wolff. „Ich habe noch nie zuvor mit Akkordeons zusammen gespielt“, gibt er zu. „Anfangs war das etwas ungewohnt, aber jetzt klappt es gut.“ Über Danica Guhl, die beim Harmonika-Verein unterrichtet und die mit Alexander Wolff befreundet ist, kam es zu der Zusammenarbeit. „Ich bin für alles zu haben und das Konzept von der Veranstaltung finde ich gut“, erklärt der Sänger. „Musik, Tanz und alles gemischt – das ist mal was anderes.“  Heute Abend steht die Veranstaltung unter dem Motto „Barock goes Pop.“ Neben Alexander Wolff werden auch die Venezianer aus Ludwigsburg und eine Breakdance-Gruppe der Tanzschule Bode zu Gast sein. Und natürlich haben auch die Orchester des HVHs passende Stücke für das Motto ausgewählt. Überraschungen sind garantiert.

Trotz seinem mittlerweile großen Erfahrungsschatz ist der Gymnasiast jedes Mal aufs Neue aufgeregt, wenn er auf einer Bühne steht. Lockerungsübungen gehören deshalb vor dem Auftritt zu seinen Ritualen. Und dann geht es los: „Zack auf die Bühne und 150 Prozent geben“, ist Wolffs Motto. Und das wird er auch heute Abend umsetzen. „My way“ von Frank Sinatra sei schließlich einer seiner Lieblingssongs. Und hat ihm schon in der Castingshow in die nächste Runde verholfen. Wolff wird zudem noch einen eigenen Song vortragen. Und damit sicherlich das Holzgerlinger Publikum begeistern. „Ich liebe es einfach auf der Bühne zu stehen. Jede Zelle in dir schreit“, schwärmt er.

Karten für „It’s Showtime“ gibt es an der Abendkasse. Erwachsene zahlen 17 Euro Eintritt, Schüler und Studenten 8 Euro. Beginn der Veranstaltung ist um 18 Uhr, Einlass um 17 Uhr. Für Snacks in der Pause ist gesorgt,

 

Zur Person:

-geboren am 27.09.1997 in Böblingen

-in der Kindheit oft umgezogen unter anderem Holzgerlingen, Sindelfingen, Altdorf, jetzt Grafenau

-Sein Vater ist Grieche , Mutter Deutsche

- Mit Musik aufgewachsen – Mozart zum Einschlafen

-Musikalische Weiterbildung bei den Aurelius Sängerknaben Calw

(Einzelunterricht und im Chor)

-Mit ihnen erste Bühnenerfahrungen auch international, Gastauftritte unter anderem in der Oper Tosca

- Seit 2005 auf der Freien Waldorfschule in Böblingen

 

 

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